
Die achte und letzte Woche am Generalkapitel
Rom, am 12. April 2025
Liebe Mitbrüder, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Don-Bosco-Familie,
heute um 13 Uhr, nach der Abschlussansprache von Don Fabio Attard, sagte Regulator Don Alphonse Owoudou in feierlichem Ton: „Hiermit ist das 29. Generalkapitel der salesianischen Kongregation beendet.“ Es folgte ein kräftiger Applaus, ein letztes gemeinsames Mittagessen und eine Zeit des Verabschiedens, bevor alle mit vielen Erinnerungen im Gepäck in alle Himmelsrichtungen aufbrachen. Was ist in der letzten Woche des Generalkapitels passiert?
Der neue Generalobere Don Fabio Attard SDB bei seiner Abschlussrede
Am Wochenende waren Silvia Cromm aus Bonn, Markus Burri aus Beromünster und Br. Günter Mayer aus Wien sowie weitere Vertreter von Missionsprokuren und salesianischen NGOs zu Gast und führten viele Gespräche mit Provinzialen für zukünftige Projekte. Am Sonntag Abend hatten wir einen schönen Austausch mit ihnen bei Pizza und Bier.
Zwei allerletzte Abstimmungen gab es noch. Über das Wochenende konnten für das Kapiteldokument „Leidenschaftlich für Jesus Christus, engagiert für junge Menschen“ noch kleine Änderungswünsche eingebracht werden. Zusätzliche Absätze und größere Anpassungen waren nicht mehr möglich, nur das Ausmerzen von Rechtschreibfehlern und kleine stilistische Verbesserungen. Das überarbeitete Dokument, insgesamt 28 A4-Seiten lang, wurde noch einmal präsentiert und mit großer Mehrheit genehmigt. Direkt davor gab es einen Beschluss zu einer Selbstverpflichtung aller Provinz zu verschiedenen Maßnahmen für Gewaltschutz, sicherlich eine der ganz wichtigen Errungenschaften dieses Generalkapitels.
Salesianer, die bereits an mehreren Generalkapiteln teilgenommen hatten, lobten besonders die Vereinfachung bei allen Abstimmungen durch die Digitalisierung. Die Tablets mit spezieller Software für das Generalkapitel haben insgesamt stabil funktioniert und ermöglichten Abstimmungen jeder Art ohne großen Zeitverlust. Beim Feedback in den Sprachgruppen wurde das synodale Miteinander hervorgehoben. Zugleich wurden einige Verbesserungsvorschläge für das nächste Generalkapitel eingebracht.
Am Dienstag gab es zwei Arbeitseinheiten aufgeteilt in die acht Regionen. Der neue und alte Regionalrat Don Roman Jachimowicz für „Europa Centro-Nord“ moderierte unser Treffen für die Provinzen von Irland bis Ukraine. Dabei ging es um Vorschläge für die inhaltlichen Ziele des Generalrates und um eine verbesserte Zusammenarbeit und Schwerpunkte innerhalb der Region. Einen besonderen Gast hatten wir beim letzten Gottesdienst in Turin, und zwar Kardinal Ángel Fernández Artime. Historisch war das Zusammentreffen von Don Fabio Attard als aktueller Generaloberer mit seinen zwei Vorgängern.
Der Donnerstag war dann der Reisetag nach Rom für den letzten Teil des Generalkapitels. Dort wohnten wir aufteilt auf mehrere Salesianerhäuser. Der größere Teil der Region „Europa Centro-Nord“ war in der Ausbildungsgemeinschaft „Zeffirino Namuncurà“ untergebracht, in der über 40 junge Salesianer aus der ganzen Welt wohnen, die an der „Università Pontificia Salesiana“ Theologie studieren. Am Freitag wurden wir in aller Früh in den Vatikan gebracht und betraten nach den Sicherheitskontrollen den Petersdom über einen Seiteneingang. In Prozession und im Gebet gingen wir dann durch die heilige Pforte und feierten Gottesdienst direkt unterhalb dem berühmten „Heilig-Geist-Fenster“. In kleinen Gruppen erneuerten wir das Glaubensbekenntnis an diesem besonderen Ort. Auch wenn manche bis zum Schluss hofften, dass Papst Franziskus vielleicht einen Spontanbesuch machen würde, war es dann doch nicht so. Einige Tage zuvor hatten wir von ihm bereits eine Grußbotschaft erhalten.
In Rom ergaben sich mehrere schöne Begegnungen mit Salesianern, die in Rom leben: mit Clemens Schwaiger, der an der UPS in diesem Semester mehrere Lehrveranstaltungen hält, mit P. Markus Graulich und P. Norbert Hofmann, die beide im Vatikan tätig sind, und mit P. Praveen Antony, der aktuell an seiner Promotion arbeitet und fast zehn Jahre lang Teil der österreichischen Salesianerprovinz war.
Am allerletzten Tag trafen sich alle Kapitulare bei „Sacro Cuore“, seit einigen Jahren das Generalat und damit „Headquarter“ der Salesianer Don Boscos, direkt neben dem Hauptbahnhof von Rom. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude aufwändig erneuert und bei Führungen in Sprachgruppen lernten wir das Haus kennen, das fast fertiggestellt ist. Historisch hat dieser Ort eine besondere Bedeutung, denn Papst Leo XIII. vertraute Don Bosco die Fertigstellung der Basilika „Sacro Cuore“ an, die dann 1887 kurz vor dem Tod Don Boscos eingeweiht wurde.
Zu diesem Anlass verstand Don Bosco im Rückblick, wie Gott in seinem Leben gewirkt hatte. Um 11 Uhr wurde mit einem feierlichen Gottesdienst und der Abschlussansprache von Don Fabio Attard das 29. Generalkapitel abgeschlossen.
Don Fabio Attard hat es bei mehreren Gelegenheiten geschafft, uns Kapitulare mit seinen Worten zu berühren. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Avvenire“ betonte er, dass wir uns immer Zeit nehmen sollen, wenn Jugendliche kommen und eine Frage haben oder einen Rat brauchen. In seiner Abschlussansprache nahm er Bezug auf Tomáš Halík und verglich dessen Gedanken zur Zukunft der Kirche in „Der Nachmittag des Christentums“ mit den vier Säulen des Oratoriums Don Boscos.
Wir sind auf dem Heimweg und somit enden nun die Wochenberichte vom Generalkapitel. Wir hoffen, dass wir mit unseren Berichten Sie und Euch ein bisschen teilhaben lassen konnten an diesem wichtigen Ereignis.
P. Peter Rinderer
Delegierter GK29