
Die zweite Woche am Generalkapitel
Turin-Valdocco, den 02.03.2025
Liebe Mitbrüder, liebe Don-Bosco-Familie,
Nach einem beinahe arbeitsfreien Sonntag – am Abend gab es noch eine Besprechung der Provinziale unserer Region ECN (Nord- und Mitteleuropa) – startete mit Montag, 24. Februar, das 29. Generalkapitel in seine zweite Woche.
Berichte der Generalräte und der Regionalräte
Intensives „Hinhören“ war am ersten und zweiten Tag gefragt. An diesen Tagen erstatteten alle Generalräte und Regionalräte ihren Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit in den Ihnen anvertrauten Bereichen in den vergangenen fünf Jahren.
Den Reigen eröffnete der Vikar des Generaloberen, Don Stefano Martoglio. Er ist auch für die direkt vom Generalat abhängigen Salesianerniederlassungen quasi als „Provinzial“ zuständig. Zu diesen Häusern gehören neben bestimmten Ausbildungshäusern auch jene Präsenzen, die in Bezug zum Hl. Stuhl stehen. Es sind dies die Salesianergemeinschaften im Vatikan, bei den Katakomben des hl. Callixtus und für die päpstliche Pfarre Castelgandolfo. Der Pfarrer dort ist für uns kein Unbekannter: es ist der frühere Regionalrat P. Tadeusz Rozmus. Don Martoglio betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Provinzialvikars in der ihm zugedachten besonderen Sorge um das Ordensleben und die Ordensdisziplin.
Der Generalrat für die Ausbildung, Don Ivo Coelho, erwähnte in seinen Ausführungen auch die neue Ratio, die als Entwurf vorliegt, aber erst vom neuen Generaloberen und dem neu zu wählenden Generalrat verabschiedet werden muss. Diesem Dokument für die Ausbildung der Salesianer sehen wir mit Spannung entgegen.
Unter Don Miguel Ángel García Morcuende, Generalrat für die Jugendpastoral, sind eine Reihe von Schriften zu jugendpastoral relevanten Themen erschienen. Hier sei vor allem das Handbuch für die Jugendpastoral genannt, das auch in deutscher Sprache vorliegt.
Nach dem Bericht von Don Gildásio dos Santos Mendes, dem Generalrat für die Soziale Kommunikation, in dessen Zuständigkeit auch die ANS (Agenzia Notizie Salesiana) fällt, folgten die Ausführungen von Don Alfredo Maravilla als Generalrat für die Mission. Auf allgemeines Interesse stießen seine Anmerkungen zur jährlichen Missionsaussendung, die Auswahl und Vorbereitung von Missionaren und vor allem die Neuerungen bezüglich des „Projekts Europa“.
Don Joan Lluís Playà als Generaldelegierter für die Salesianische Familie gab einen Überblick über die bunte Anzahl der zu dieser Familie gehörigen Ordensgemeinschaften und Gruppierungen. Darüber hinaus appellierte er an die Provinziale, der Begleitung der einzelnen Zweige dieser vielfältigen Ordensfamilie entsprechende Aufmerksamkeit zu bieten und die dafür notwendigen personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Die Regionalräte für Afrika-Madagaskar, Südasien, Ostasien mit Ozeanien und Südamerika beschlossen den Arbeitstag mit ihren Berichten.
Ein großer Teil der Kapitulare nahm die Einladung zum abendlichen gestalteten Rosenkranz an diesem monatlichen Maria-Hilf-Gedenktag an, um ihn mit der ADMA-Gruppe (Vereinigung der Verehrer Mariens, der Hilfe der Christen) in der Mariahilf-Basilika zu beten.
Am 25. Februar gaben die Regionalräte für Interamerika, Nord- und Mitteleuropa und für den Mittelmeerraum einen Überblick über die Situation und Entwicklung dieser Regionen.
„Herzstück“ war der Bericht des ehemaligen Generaloberen Ángel Kardinal Fernández Artime. Er wurde vom Vikar Don Stefano Martoglio verlesen. Dieser Bericht war z. T. eine „Chronik“, in der die Licht- und Schattenseiten der vergangenen Jahre dargelegt und interpretiert wurden. Eine wichtige Aussage sei hier zitiert: „Die ständige Herausforderung besteht darin, dass jeder junge Mensch jeden Tag im Salesianer den Freund, den Erzieher, den Zeugen Gottes findet."
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass Zahlen und Statistiken langweilig sind, stießen die von Br. Marco Bay vorgestellten Daten auf großes Interesse. So bedeutend die Zunahme der Kongregation an Mitbrüderzahlen vor allem in Afrika mit 33% seit 2015 ist und auch in einigen Ländern Asiens, so ernüchternd sind die Zahlen, die Europa und noch mehr Südamerika betreffen: dort gab es in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang um 25% und mehr. Ebenfalls besorgniserregend sind die Austrittszahlen, vor allem von jungen Mitbrüdern. Sie verlangen nach genauerer Analyse und entsprechenden Maßnahmen im Ausbildungsprozess.
Br. Jean Paul Muller betonte in seinem Rechenschaftsbericht als Generalökonom die Notwendigkeit einer langfristigen finanziellen Sicherheit für die Provinzen, die in wirtschaftlicher Hinsicht immer autonomer gemacht werden müssen. Interessant ist die Beobachtung, dass gerade in den ärmeren Provinzen salesianische Berufungen wachsen.
Gedenktag der heiligen Salesianermärtyrer Alois Versiglia und Callisto Caravario
Im Rahmen der Vesper am 25. Februar, der dem Gedenken der beiden salesianischen Chinamissionare und Märtyrer Bischof Alois Versiglia und Don Callisto Caravario gewidmet ist, wurde im Rahmen der Vesper vom chinesischen Provinzial eine bedeutende Reliquie feierlich zur Verehrung deponiert: das Tuch, in dem die sterblichen Überreste der beiden ermordeten Missionare geborgen worden waren. Ein sehr berührender Moment.
Zu einem spätabendlichen Treffen der Kapitulare aus unserer Region ECN lud Regionalrat Don Roman Jachimowicz ein. Auch wenn etliche nach dem vielen Zuhören schon müde waren, wurden alle durch einen sehr schönen mitbrüderlichen Moment belohnt.
Arbeit in den Kommissionen
Der Mittwoch war dem persönlichen Studium der Berichte gewidmet mit der Gelegenheit, dazu Verständnisfragen zu stellen. Auch in den sechs Kommissionen wurden entsprechende Fragen gesammelt. Diese wurden von den Generalräten in den darauffolgenden Tagen beantwortet, wenn auch für die Beantwortung der vielen Fragen kaum ausreichend Zeit zur Verfügung stand.
Zum Schluss der Woche wurden am Freitag und Samstag in den Kommissionen noch Vorschläge erarbeitet, wie man einzelne Themen den großen vorgegebenen Kernbereichen zuordnen kann. Diese Kernbereiche sind (Arbeitsübersetzung!):
- 1. Animation und Pflege des Lebens eines jeden Salesianers
- 2. Salesianer, Salesianische Familie und Laien gemeinsam „mit“ und „für“ junge Menschen
Gemeinsam mit dem 3. Kernbereich, der vor allem juristische und organisatorische Themen behandeln wird, werden diese Bereiche das Abschlussdokument des 29. Generalkapitels bilden. Die Erstellung der Inhalte geschieht in den folgenden Wochen in den Kommissionen und im Plenum.
Schluss
Mit einem geistlichen Konzertabend des Chors SAL.ES, einer noch jungen Initiative, in der salesianisch geprägte junge Erwachsenene und ein Salesianer, Komponist und Dirigent, ihre musikalischen Fähigkeiten in den Dienst der Kirchenmusik stellen, beendete am Samstagabend, den 1. März, in der Mariahilf-Basilika die intensive Arbeitswoche.
Nach einigen grauen und zum Teil regnerischen Tagen grüße ich Euch alle an diesem sonnigen Sonntag, auch im Namen der anderen drei Kapitelteilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum – Provinzial P. Reinhard Gesing und die Delegierten P. Peter Rinderer und P. Simon Härting – recht herzlich aus der Heimat Don Boscos!
P. Siegfried M. Kettner
Provinzial