Bratislava: Dreisprachiges Kirchweihfest
Bratislava, 25.09.2023 Ein besonderer Gottesdienst hat am Sonntag im slowakischen Bruck an der Donau (Most pri Bratislave) stattgefunden. Die Überlebenden der 1945 Vertriebenen deutschsprachigen Bevölkerung samt ihren nachgeborenen Generationen feierten gemeinsam mit heutigen Brucker Gemeinde- und Pfarrmitgliedern wie auch Angehörigen der ungarischen Minderheit gemeinsam das Kirchweihfest in dem auf der Schüttinsel vor Bratislava gelegenen Ort. Der dreisprachige Gottesdienst stand im Zeichen der versöhnten Erinnerung und war zugleich Priester- und Professjubiläumsfeier des Seelsorgers der "Brucker", des Wiener Salesianerpaters Alois Sághy (88).
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, am 3. Juli 1945, waren rund 2.000 Brucker gewaltsam aus ihren Häusern geholt und nach wochenlanger Festhaltung im Aufhaltelager Patronka über die Grenze nach Österreich getrieben worden. Viele fanden später in Grenzorten oder in Wien eine neue Heimat, andere in Deutschland oder Übersee. Ein ähnliches Schicksal erfuhren in der Slowakei 120.000 weitere Deutschsprachige, die infolge der sogenannten "Benes-Dekrete" zwangsvertrieben wurden. Viele von ihnen pflegten lange bzw. pflegen weiters im Exil ihre Gemeinschaft, wobei die "Brucker" - zu denen auch der frühere Linzer Bischof Ludwig Schwarz gehört, der an die Versammelten Grüße übermittelte - zu den aktivsten zählen.
"Die Versöhnungsbereitschaft der Brucker kann als bestes Beispiel dafür gelten, dass sich ein gemeinsam erlebtes Trauma in das Fundament eines dauerhaften Friedens verwandeln kann", würdigte der Vorsitzende des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei, Ondrej Pöss, das jahrzehntelange Engagement der Vertriebenen-Gemeinde. P. Sághy als deren Motor sei stets von der Überzeugung getrieben gewesen, "dass Friede Erinnerung braucht" - sowie auch "freundschaftliche Versöhnung", wie Walter Roth (66) als Vertreter der "nachgeborenen" Brucker ergänzte. Die Freundschaft mit dem heutigen Bruck bezeichnete Roth als ein explizites Ziel der Brucker-Treffen.
Fremden Heimat geben
Der Wiener Domdekan Karl Rühringer zeichnete in seiner Predigt den Berufungsweg von P. Sághy nach, der heuer sein 60-jähriges Priester- und sein 70-jähriges Ordensjubiläum feiert. Der Werdegang des Salesianers sei ein "reiches und erfülltes Ordensleben des Mitgehens und Mitfühlens mit den Menschen", sagte Prälat Rühringer, der selbst ein aus Südmähren Vertriebener ist. Als Jugend- und Flüchtlingsseelsorger habe der langjährige Pfarrer von Inzersdorf-Neustift "die Spur von Don Bosco aufgenommen und weitergeführt" und "den Heimatlosen Heimat gegeben". Weiterhin setze sich Sághy stets dafür ein, dass Menschen in Österreich "nicht nur geduldet, sondern als Schwestern und Brüder willkommen sind".
(kathpress / gekürzt: red)